Jeunesse Concert review |
Aus
dem Bauch heraus gespielt
Gitarre Solo und Duos mit Violine, gespielt von María Isabel
Siewers und Amiram Ganz, als
"Nocturnal" der Jeunesse.
Armin Berger Tiroler Tageszeitung 1.03.03 INNSBRUCK. Die Argentinierin Siewers, Professorin am Salzburger Mozarteum, hat den Ruf einer vorzüglichen lyrischen Interpretin. Ihre Besonderheit ist, dass sich der Ton erst dann als Ganzer erschließt, wenn er verklungen ist. Damit erreichte sie eine innere Spannung, obwohl ihre Interpretationen fast stehend wirkten. Den Aufbau verdeutlichte sie durch reiche Farbgestaltung und prägnante Dynamikunterschiede. Virtuose Läufe versuchte sie nicht, räumlich zu Linien zu verbinden, sondern verlängerte damit klanglich die Ausgangstöne. Ihr Interesse am feinen Klang verbindet sich mit einem eleganten Ausdruck. Die ihr gewidmeten Werke von Máximo Diego Pujol und Sylvie Bodorová gestaltete sie damit ebenso überzeugend wie die 1. Sonate von Carlos Guastavino und das "Nocturnal" von Benjamin Britten. In "Brul. Wintermeditation" von Manuel de Roo, fälschlich als Uraufführung angekündigt, geht es um die Emotionen eines menschlichen Schreis und der folgenden Spannung des Erstaunens und der Unschlüssigkeit. Siewers Lyrik schließt eine derartige expressive Spielweise aus. Doch gerade mit ihrer unauthentischen Interpretation zeigte sie, dass die Gegensätze de Roos auch durch rein klangliche Spannung zusammengehalten werden können.
Gitarre und Violine sind ein heikles Gespann: Entsteht beim Streichinstrument der Klang unmittelbar und können schnelle Tonfolgen zu weiten Linien gezogen werden, sind diese Qualitäten am Zupfinstrument nur schwer zu erreichen. Dass ihr Landsmann Amiram Ganz dennoch hervorragend harmonierte, ist dem Sinn für gemeinsame Lyrik und Klangfarben zu verdanken. Paganinis 4. Sonate erfreute mit Wiener Ton. Pujols "Buenos Aires" wie die anderen argentinischen Werke berührten tief mit Musikalität ganz aus dem Bauch heraus.
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